Kindergesundheit: Leuchtturmprojekte, die Hoffnung machen

Berlin. Der Begriff klingt technokratisch, tatsächlich verbirgt sich dahinter großes physisches und psychisches Leid: Im vergangenen Jahr ist die „Kinderarmutsquote“ in Deutschland auf einen neuen Höchststand von knapp 22 Prozent gestiegen, wie aus dem Armutsbericht 2024 des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervorgeht.
Jedes fünfte Kind hierzulande ist demnach von Armut betroffen. Kinder- und Jugendärzte sehen in ihren Praxen häufig die Folgen dieser Armut. Dazu gehören laut Ärztekammer Berlin unter anderem Adipositas, motorische Defizite oder psychische Auffälligkeiten.
Nicht zuletzt auch aus diesem Grund zeichnet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) seit 2009 journalistische Beiträge aus, die „in herausragender Weise“ auf die Belange junger Menschen aufmerksam machen.
Jedes fünfte Kind von Armut betroffenVergangenen Freitag wurden die diesjährigen Preisträger geehrt – knapp 120 Gäste wohnten der Preisverleihung in Berlin-Mitte bei. Erstmals begleitete die Ärzte Zeitung als Medienpartner den BVKJ-Medienpreis 2025.
Dieses Jahr habe man mit der Ehrung „Leuchtturmprojekte“ in den öffentlichen Fokus gerückt – „Positivbeispiele des sozialen Engagements, die der Stärkung dienen und die zum Vorbild werden können“, sagte BVKJ-Präsident Dr. Michael Hubmann.
Insgesamt 74 eingereichte Beiträge musste die Jury sichten und unter ihnen die besten auswählen. Das sei nicht leicht gewesen, da es sich durchweg um hervorragende Einreichungen gehandelt habe, sagte der Berliner Allgemeinmediziner und Fachanwalt für Medizinrecht Professor Alexander Ehlers – stellvertretend für die restlichen Jurymitglieder.
In der Kategorie „Print/Online“ überzeugte Johanna Schoener mit ihrem Artikel „Letzte Rettung Oberhausen“, erschienen am 24. Dezember 2024 in der „ZEIT“. Schoener gewährt darin Einblicke in die Arbeit der im Ruhrgebiet tätigen Hilfsorganisation „Friedensdorf International“.
Ferne Krisen, die plötzlich ganz nahe sindSeit 1967 bringt die Organisation schwer verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland, um sie hier medizinisch zu versorgen. Es sei ein „Dorf, in dem ferne Krisen dieser Welt ganz nah rücken“, schreibt Schoener in ihrem Artikel.
Man treffe dort auf Kinder, die nicht mal Teenager seien und bereits „Schlimmstes“ erlebt hätten in ihren Heimatländern. Ein trauriger Ort sei das Dorf aber nicht, eher einer, der Hoffnung mache.
In der Kategorie „Hörfunk, Podcast, Social Media“ wurde Vivien Leue für ihren Beitrag „Bildungsgerechtigkeit – Kindern im Brennpunkt eine Chance geben“ ausgezeichnet, der am 12. Oktober 2024 im „Deutschlandfunk“ ausgestrahlt wurde.
Mit einem „feinen Gespür für Zwischentöne und großer Nähe zu den Menschen“, so die Jury, berichte Leue aus dem Duisburger Stadtteil Hochfeld – einem Stadtteil, in dem 19.000 Menschen leben und der von sozialen Herausforderungen, aber auch von außergewöhnlichem Engagement geprägt ist.
Der Wille ist stärker als der KrebsIn der Kategorie „Fernsehen“ wurden dieses Jahr gleich zwei Beiträge ausgezeichnet: Der TV-Journalist Tim Ellrich für seinen Beitrag „Ivy sitzt für sie im Klassenraum – Krebskranke Pia kann dank Roboter ihr Abi machen!“, ausgestrahlt am 12. März 2024 bei „RTL Hessen“.
In seiner Reportage begleitet Ellrich die an Krebs erkrankte Schülerin Pia, die mithilfe eines Avatar-Roboters trotz langer Klinikaufenthalte weiter am Unterricht teilnehmen kann. Ellrich zeigt, welche große Kraft aus dem Zusammenspiel von Pia, Ivy und der Schulklasse entsteht. Ihr Abitur schließt Pia mit einem Schnitt von 1,6 ab.
„Viel Hoffnung und Fröhlichkeit“ – trotz allemEbenfalls geehrt wurde Gesa Berg für ihren Film „Im Dauereinsatz gegen Kinderarmut“ – am 21. Mai 2024 in der ARD-Reihe „Echtes Leben“ ausgestrahlt. Berg porträtiert darin den Sozialpädagogen Tobias Lucht, der in Hamburg-Jenfeld die Kinder- und Jugendeinrichtung „Die Arche“ leitet – einen Zufluchtsort für hunderte Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen.
Auch dieses Projekt, sagte BVKJ-Sprecher Jakob Maske, drücke unendlich viel Hoffnung und Fröhlichkeit aus – und das beides in einer insgesamt nicht leichten Zeit. Der BVKJ-Sonderpreis schließlich ging an das Projekt „wir helfen“, initiiert vom „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Seit nunmehr 26 Jahren verbinde die Redaktion „engagierten Journalismus mit direkter, oft lebensverändernder Unterstützung für benachteiligte Kinder und Jugendliche in der Region“, urteilte die Jury. Jährlich würden über „wir helfen“ rund 130 Projekte gefördert, die ansonsten kaum Aufmerksamkeit oder finanzielle Mittel erhielten. (hom)
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