Genussrauchen hat ausgedient

Nähme Deutschland Rauchen als tödliche Sucht im Land wirklich ernst, würde es Zigaretten deutlich unattraktiver machen. Dann hätte die Erzählung der Kippe als Symbol von Freiheit und Genuss ausgedient. Man würde gesundheitspolitisch priorisieren: Tabakkonsum, das ist eine Epidemie. Ein großer Krankheitsausbruch, der vielen Menschen schadet, den es einzudämmen gilt.
Speziell wir in Deutschland verharmlosen die allseits bekannten gesundheitlichen Risiken: Nikotin macht abhängig. Rauch verursacht Krebs, Herzinfarkt, Asthma. Tabakkonsum tötet - jährlich sterben hierzulande über 127.000 Menschen an den Folgen. Zum Vergleich: Bei Verkehrsunfällen sind es 2759 (2024).
Es sei erstaunlich, dass durch eine recht laxe Tabakkontrolle viele Leben aufs Spiel gesetzt werden, mahnte gerade erst wieder die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Denn: Eine höhere Tabaksteuer wäre am effektivsten, um den Konsum zu begrenzen. Aber Deutschland wagt den Schritt nicht. Wir haben nur ein Steuerniveau von 61,4 Prozent. Wohingegen der WHO zufolge 40 Länder weltweit bereits bei über 75 Prozent liegen. Das ist ein Erfolg für die Lobbyarbeit der Tabakindustrie - aber nicht für den Schutz der Bevölkerung hierzulande.
Man kann nun argumentieren, der Staat soll sich nicht in Privatangelegenheiten einmischen. Nach dem Motto: Wer rauchen will, entscheidet für sich selbst. Aber der Tabakkonsum trifft alle - ob sie rauchen oder nicht. Da wären die hohen Kosten für das Gesundheitssystem. Die mit zahlreichen Schadstoffen versetzten Stängel, die in der Umwelt landen. Der Schwall Rauch im Biergarten, den am Ende doch alle einatmen. Der Anbau von Tabak, der Natur und Klima schädigt. Das schlechte Vorbild für Kinder und Jugendliche.
Es spricht niemand davon, Zigaretten per se zu verbieten. Wer rauchen will, kann rauchen. Es wäre aber geboten, mithilfe gesundheitspolitischer Maßnahmen Kaufanreize zu verringern. Und da ließe sich an noch weit mehr als nur am Preis drehen.
Es braucht Gesetze, die mehr rauchfreie Räume in der Öffentlichkeit schaffen - am besten bundeseinheitlich. Statt Zigaretten direkt an der Kasse von Supermarkt und Tankstelle zu platzieren, in Sichthöhe und da, wo lange gewartet wird, könnte es lizenzierte Fachgeschäfte geben.
Und: Um Menschen wirklich zu überzeugen, vom Rauchen Abstand zu nehmen, hilft eine andere Gesundheitskommunikation, die nicht nur auf erwartbar abschreckende Bilder auf Zigarettenpackungen beschränkt ist. Wie wäre es, auf motivierende und informierende Botschaften statt Scham und Ekel zu setzen? Da fällt es leichter, den Rauchstopp als Gewinn im Leben zu verbuchen - statt als Verzicht.
rnd