35 Jahre Wiedervereinigung : Kaum noch Unterschiede in der Apothekenlandschaft


Am 9. November 1989 wurde in Berlin der Mauerfall gefeiert. / © Imago/imagebroker
Seit dem 3. Oktober 1990 ist Deutschland wiedervereinigt. Doch auch 35 Jahre nach der Einheit gibt es in Ost und West noch gewisse Unterschiede bei der Arzneimittelversorgung. Jetzt hat die ABDA ein Faktenblatt herausgegeben, dass die Situation genauer unter die Lupe nimmt.
»Nach dreieinhalb Jahrzehnten deutscher Einheit ist die Arzneimittelversorgung durch Apotheken in Ost- (inkl. Berlin) und Westdeutschland gleichermaßen gut«, resümiert die Bundesvereinigung. Doch aus den erhobenen Daten geht unter anderem hervor, dass im Osten häufiger geimpft wird, mehr Frauen die Pille nehmen und mehr Diabetes-Medikamente zum Einsatz kommen. Im Westen werden dagegen mehr Antibiotika als im Osten angewendet.
Sowohl in Ost als auch in West gibt es heute mehr Apothekerinnen und Apotheker als zur Zeit der Wiedervereinigung. Die Zahl der Approbierten ist in Ostdeutschland seit 1991 um 83 Prozent auf heute 9799 gestiegen. Im Westen viel der Anstieg mit 26 Prozent deutlich moderater aus.
Auch die Gesamtzahl der Apotheken ist in Ostdeutschland seit der Wende deutlich gewachsen. 1990 gab es im Osten nur 2465 Apotheken, 2024 waren es 3501, ein Anstieg um 42 Prozent. Anzumerken ist jedoch, dass der Anstieg vor allem in den 1990er und 2000er Jahren stattfand, inzwischen gibt es auch in den neuen Bundesländern ein dramatisches Apothekensterben. In Westdeutschland gibt es heute sogar 22 Prozent weniger Apotheken als 1990.
35 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es nur noch geringe Unterschiede bei der Apothekendichte. In Westdeutschland kamen 2024 20 Apotheken auf 100.000 Einwohner, im Osten waren es 23. Die Apothekendichte hat sich in den neuen Bundesländern deutlich verbessert, im Jahr 1990 gab es nur 13 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Im Westen waren es 1990 dagegen 29.
Bei allen Unterschieden ist man sich in Ost und West über die Bedeutung der Apotheken einig. So geben 97 Prozent der Ostdeutschen an, dass sie die Apotheke vor Ort »wichtig« oder »sehr wichtig« finden. Unter den westdeutschen Befragten sind es 96 Prozent. 60 Prozent der Menschen in Ostdeutschland und 65 Prozent der Menschen in Westdeutschland geben außerdem an, dass sie die Apotheke vor Ort mindestens einmal im Monat nutzen.
Außerdem wünschen sich 58 Prozent der Ostdeutschen und 66 Prozent der Westdeutschen, dass Apotheken bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente im Notfall auch ohne Rezept abgeben dürfen. Damit stößt eine zentrale Idee der aktuell vom Bundesgesundheitsministerium erarbeiteten Apothekenreform im ganzen Land auf breite Zustimmung.

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