Neue wissenschaftliche Forschung: Verursachen Tätowierungen Krebs?

Tätowieren ist eine Kunstform, die seit Jahrtausenden für religiöse, kulturelle und ästhetische Zwecke genutzt wird. Ähnliche Tätowierungen wurden bei Mumien im alten Ägypten gefunden. Heutzutage werden beim Tätowieren organische oder anorganische Pigmente, gemischt mit Trägerflüssigkeiten, mit einer Nadel in die Dermisschicht der Haut injiziert. Dieser Vorgang macht das Tattoo dauerhaft, da die Tinte in der Dermisschicht verbleibt, obwohl sich die Epidermis erneuert.

Beim Tätowieren lagert sich die Tinte in Fibroblastenzellen ab und wird von Makrophagen verdaut. Der Lebenszyklus der Makrophagen kann dazu führen, dass die Tinte in die Lymphknoten transportiert wird, was zu Veränderungen des Immunsystems führen kann. Dies ist einer der Hauptgründe, warum der mögliche Zusammenhang zwischen Tätowierungen und Krebsrisiko untersucht wird.

IST TATTOOTINTE SCHÄDLICH?

Einige Tätowierfarben enthalten potenzielle Karzinogene . Ruß, insbesondere der in schwarzen Farben verwendete, wird von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Auch polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), insbesondere Benzo[a]pyren, die bei der Herstellung von Ruß entstehen, gelten als „wahrscheinlich krebserregend“. Azofarbstoffe in farbigen Farben können bei Sonneneinstrahlung oder Laser-Tattooentfernung krebserregende aromatische Amine freisetzen. Diese Chemikalien stehen im Fokus wissenschaftlicher Studien, die den möglichen Zusammenhang zwischen Tätowierungen und Lymph- und Hautkrebs untersuchen.

GIBT ES EINEN ZUSAMMENHANG ZWISCHEN TATTOOS UND DEM LYMPHOMRISIKO?

Eine Studie von Nielsen und seinem Team aus dem Jahr 2024 deutete auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Tätowierungen und dem Risiko für Lymphome hin. Im Rahmen der Studie wurden 1.389 Lymphompatienten mit 4.193 gesunden Personen verglichen.

Die Ergebnisse:

• Bei Personen, bei denen innerhalb von zwei Jahren nach ihrer ersten Tätowierung ein Lymphom diagnostiziert wurde, war das Risiko um 81 % höher.

• Insgesamt wurde bei tätowierten Personen ein um 21 % höheres Lymphomrisiko beobachtet, obwohl dies statistisch nicht signifikant war.

• Im Jahr 2025 untersuchten Clemmensen und sein Team im Rahmen ihrer Studie, die auf dem dänischen Zwillingsregister basiert, 2.397 tätowierte und 10.000 nicht tätowierte Personen.

Ergebnisse:

• Das Risiko für Hautkrebs, der kein Basalzellkarzinom ist, war bei tätowierten Personen 1,62-mal höher, bei Personen mit Tätowierungen, die größer als die Handfläche waren, war das Risiko für Hautkrebs 2,37-mal höher und das Risiko für Lymphome war 2,73-mal höher.

• Bei der Analyse an eineiigen Zwillingen konnte jedoch kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.

Ergebnisse der Forschung

Beide Studien weisen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Tätowierungen und Lymphomen sowie Hautkrebs hin, beweisen aber keinen kausalen Zusammenhang. Nielsens Studie konnte keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Anzahl, Größe oder Dauer der Tätowierungen und dem Risiko feststellen.

Während Clemmensens Studie darauf hindeutet, dass die Größe des Tattoos das Risiko erhöhen kann, wurden die Auswirkungen anderer Faktoren wie Rauchen, UV-Strahlung oder Virusinfektionen nicht ausreichend untersucht. Diese Faktoren spielen insbesondere bei Krebsarten wie Melanomen und Lymphomen eine Rolle.

Die Studie von Hermann M. Bolt und Jan G. Hengstler deutet darauf hin, dass das beobachtete erhöhte Risiko möglicherweise zufällig ist. Daher ist es wissenschaftlich nicht möglich, mit der aktuellen Datenlage zu behaupten, dass Tätowierungen Krebs verursachen. Umfassendere, langfristige und multivariante Studien sind erforderlich.