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Darf mein Kind scharf essen? Experte erklärt, worauf Sie unbedingt achten sollten

Darf mein Kind scharf essen? Experte erklärt, worauf Sie unbedingt achten sollten

Scharfes Essen fasziniert nicht nur Erwachsene, auch Kinder zeigen Interesse an pikanten Geschmäckern. Doch wie wirkt sich das auf die Kleinen aus? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop liefert aufschlussreiche Antworten.

Grundsätzlich und damit auch für gesunde Kinder, die bereits feste Nahrung zu sich nehmen, gilt: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass scharfes Essen in "physiologischen Dosen", also normalen Mengen, einen direkten körperlichen Schaden verursacht.

Denn beispielsweise wirkt Capsaicin, der Hauptbestandteil, der die Chili-Schärfe verursacht, primär auf die Hitzerezeptoren im Mund. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass moderate Mengen scharfen Essens - auch bei dieser Altersgruppe - zu dauerhaften Schäden im Mund, Verdauungstrakt oder sonst wo führen.

Allerdings, es kommt hier klar auf die Dosis an: Denn scharfe Speisen können vorübergehend zu Unbehagen, Brennen im Mund, Bauchschmerzen oder sogar Erbrechen führen. Auch wenn die individuelle Toleranz stark variiert: Das sollte man seinen Kindern nicht antun, denn der "Chilischmerz" kann richtig weh tun.

Als verantwortungsvolle Eltern sollten wir daher sehr vorsichtig sein. Auch wenn es wahrscheinlich keine bleibenden Schäden verursacht, möchten wir unserem Kind kein unnötiges Unbehagen zumuten. Wir sollten also darauf achten, dass das Essen für unser Kind angenehm ist und nicht zu stark gewürzt. Sehr scharfe Speisen sind für ein kleines Kind damit tabu - zumindest in Westeuropa, Asiaten sehen und leben das wahrscheinlich etwas anders.

Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen.

Aus wissenschaftlicher Sicht sieht die rein rationale Antwort so aus: Es gibt keine eindeutigen Standards oder Richtlinien, um den Nachwuchs "kindgerecht an scharfes Essen zu gewöhnen". Einige Daten deuten darauf hin, dass ein frühes Vertrautmachen mit vielen verschiedenen Geschmäckern, einschließlich leichter Schärfe, die Akzeptanz im späteren Leben wahrscheinlich erhöhen könnte. Wer diesen Weg wählen möchte, der sollte dabei auf jeden Fall berücksichtigen, dies langsam und in sehr kleinen Mengen zu tun, um negative Reaktionen des Kindes zu vermeiden - siehe dazu auch die Antwort zuvor.

Das Warten, bis das Kind selbst probieren möchte, ist ebenfalls ein möglicher Ansatz, der auf der natürlichen Neugier des Kindes basiert. Verantwortungsvolle Eltern sollten das Kind jedoch nicht aktiv animieren, scharfes Essen zu probieren. Wenn es Interesse zeigt, sollten Sie ihm ein winzige Probierportion von etwas ganz Mildscharfem anbieten - und dann auf seine Reaktion achten. Gerade bei kleinen Kindern sollte Essen immer eine positive, schöne, angenehme Erfahrung sein - den Hunger stillen, das muss etwas genussvolles sein, dass das Kind gerne macht. Schmerzhaftes Brennen durch scharfe Speisen bewirken hier genau das Gegenteil: Das Kind bekommt Angst vorm Essen. Und das darf nicht passieren. Wenn es von sich aus unbedingt etwas Scharfes probieren möchte, sollten Eltern es sehr geringen Mengen anbieten und sicherstellen, dass etwas Milch (nur fettlösliche Getränke "löschen" Capsaicin!) zur Linderung bereits steht, falls es zu scharf ist.

Ich persönlich, als "großer Freund scharfen Essens", achte sehr genau und gewissenhaft darauf, dass unsere Tochter auf keinen Fall von meinen scharfen Mahlzeiten probieren kann, denn das wäre extrem schmerzhaft. Chili im Essen kommt noch früh genug!

Grundsätzlich ist es so: Weder Geschmack noch Aroma einer von der Mutter verzehrten Speise übertragen sich eins zu eins auf die Muttermilch. Zwar haben Forscher für geruchs- oder geschmacksaktive Stoffe aus Knoblauch oder Kaffee nachgewiesen, dass diese in ganz geringen Mengen die mütterliche Milch gelangen - zum Teil auch als geruchsaktives Stoffwechselprodukt.

Inwieweit sich jedoch scharf schmeckende Substanzen aus Chili, Ingwer oder Pfeffer in der Muttermilch wiederfinden, ist im Vergleich zu Aroma- und Geschmacksstoffen noch weniger erforscht. Die Datenlage zu diesem Thema ist also sehr limitiert. Es gibt keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise, die belegen, dass die Aufnahme von Capsaicin über die Muttermilch direkt zu einem schnelleren Appetit auf Scharfes im späteren Leben führt. Capsaicin könnte in geringen Mengen in die Muttermilch übergehen, und einige Studien deuten darauf hin, dass dies den Geschmack der Muttermilch verändern könnte. Es ist jedoch unklar, ob dies langfristige Auswirkungen auf die Geschmackspräferenzen des Kindes hat. Generell gilt: Eine Studie, die diesen Beweis eindeutig liefert ist methodisch gar nicht durchführbar.

Interessant ist in diesem Kontext eine Studie der TU München: Das Forscherteam hat untersucht, ob und wenn ja, welche der Scharfstoffe Chili, Ingwer oder Pfeffer aus dem Essen auf die Muttermilch übergehen: Scharfstoffe aus Ingwer oder Chili sowie der ebenfalls reichlich im Curry enthaltene sekundäre Pflanzenstoff Curcumin gelangten laut Aussage der Wissenschaftler in diesem Versuch nicht in die Muttermilch.

Der Scharfstoff von Pfeffer, Piperin, war jedoch in sehr geringen Mengen nachweisbar. Die beobachteten maximalen Konzentrationen lagen dabei etwa 70- bis 350-fach unter der geschmacklichen Wahrnehmungsgrenze eines Erwachsenen. Dass die Säuglinge diese "Schärfe" bewusst wahrnehmen erscheint den Forschern zufolge daher eher unwahrscheinlich zu sein. Dennoch wäre es denkbar, dass eine regelmäßig "gepfefferte Muttermilch" dazu beitragen könnte, die spätere Toleranzgrenze für solche Stoffe zu erhöhen. Es bleibt also alles vage - wie immer in der Ernährungsforschung.

Erwachsenen sollten hier zugreifen - da gebe ich auf jeden Fall eine klare Empfehlung, wenn man Chili & Co. gut verträgt. Denn scharfe Lebensmittel wie Knoblauch, Chili und Ingwer sind nicht nur Geschmacksträger, sondern könnten auch gesundheitliche Vorteile bieten, Dieser Artikel beleuchtet die möglichen positiven Effekte dieser Pflanzen auf das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung und das Immunsystem.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.

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