Straßburg. Internationaler Robotik-Kongress: „Telechirurgie wird zur Routine“

Im Jahr 2001 führte Professor Jacques Marescaux , Präsident und Gründer des Digestive Cancer Research Institute (IRCAD), in Straßburg den ersten chirurgischen Eingriff an einem Patienten aus den USA durch. 24 Jahre später möchte die World Society for Robotic Surgery (SRS) diesen historischen Fortschritt, die sogenannte Lindbergh-Operation, würdigen. Nach Orlando und Melbourne veranstaltet sie in diesem Jahr ihren internationalen Kongress in der europäischen Hauptstadt. 2.500 Chirurgen aus 70 Ländern teilen sich bis Sonntag ihre Zeit im IRCAD und im Palais des Congrès auf. Auf dem Programm stehen Plenarsitzungen, um die neuesten Innovationen zu diskutieren, sowie die Teilnahme an Live-Demonstrationen der Telechirurgie zwischen Straßburg, den USA, Japan und China.
Am Freitag, dem 18. Juli, führte Dr. Mohit Bhandari beispielsweise von Ircad aus einen Magenbypass an einem in Indien stationierten Patienten mithilfe eines indischen Mantra-Roboters durch. Vier Tage zuvor waren erstmals vier Steuerkonsolen miteinander verbunden worden – eine in Straßburg, zwei weitere in China (in Peking und Fuzhou) und eine in Almaty, Kasachstan. Einer der beiden Patienten befand sich in Almaty, der andere in Fuzhou. Von Ircad aus konnte Professor Vipul Patel, ein international anerkannter Chirurg für Prostatakrebs, die Chirurgen vor Ort unterstützen. Diesmal kam der chinesische Roboter Sagebot zum Einsatz.
„Heute können alle neun Ircad-Zentren weltweit gleichzeitig miteinander verbunden werden. Es gibt keine geografischen Barrieren mehr. Telechirurgie, vor über zwanzig Jahren noch Science-Fiction, wird zur Routine. Sie könnte allen Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglichen“, hofft Jacques Marescaux. „Wir müssen noch zwei große Probleme lösen: die Regulierung – wer ist verantwortlich? – und die Kosten.“
Während des Kongresses wurden 17 Teleoperationen live übertragen. Im Palais de la Musique et des Congrès wurden Roboter der neuesten Generation von rund zwanzig Unternehmen ausgestellt. Darüber hinaus wurde eine Partnerschaft zwischen dem Robotikunternehmen SRS, Ircad und der Weltgesundheitsorganisation unterzeichnet, um innerhalb der WHO eine Plattform für die Entwicklung medizinischer Technologien in Entwicklungsländern zu schaffen. Weltweit haben zwischen 4,6 und 5 Milliarden Männer und Frauen keinen Zugang zu sicherer, erschwinglicher und zeitnaher chirurgischer Versorgung.
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