Sprache auswählen

German

Down Icon

Land auswählen

Germany

Down Icon

So testen Sie Ihr Alzheimer-Risiko

So testen Sie Ihr Alzheimer-Risiko

Herbert Bote und seine Frau gingen früher oft ins Kino, am liebsten um romantische Filme zu sehen. Auch mit ihren Freunden trafen sie sich gern und sprachen mit ihnen über den letzten Film, den sie gesehen hatten. Aber eines Tages, als beim gemeinsamen Essen bei Tisch jemand eine Nachfrage zu den Schauspielern hatte, war alles weg. Nicht nur die Namen und der Titel des Films waren aus dem Gedächtnis verschwunden. Herbert Bote hatte auch vergessen, dass sie eben noch von dem letzten Kinobesuch gesprochen hatten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Heute, acht Jahre später, erkennt Herbert Bote seine Freunde nicht mehr, an manchen Tagen auch nicht seine Ehefrau.

Klaus Fließbach kennt solche und ähnliche Geschichten. Er gehört zu den führenden Experten auf dem Gebiet der demenziellen Erkrankungen. Als Oberarzt am Universitätsklinikum Bonn leitet der Neurologe und Psychiater die Gedächtnisambulanz. In seiner langjährigen Karriere hat Fließbach unzählige Familien kennengelernt, die einen Menschen an die Alzheimer-Krankheit verloren haben: nach und nach, Erinnerung für Erinnerung.

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. In Deutschland leiden etwa eine Million Menschen daran, dass ihre Nervenzellen blockiert sind und so das Gedächtnis geschwächt wird. Fließbach weiß, dass die Krankheit bei vielen Menschen Angst und Ratlosigkeit auslöst. Doch der Neurowissenschaftler hat Nachrichten, die Hoffnung machen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Klaus Fließbach, Leiter der Gedächtnisambulanz in Bonn

„Zum einen erkranken heute die Menschen später an Demenz als früher“, sagt er und erklärt: „Das liegt an der besseren Gesundheitsvorsorge. Die meisten Leute kennen die Risikofaktoren – es sind dieselben wie bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen: hoher Blutdruck, Übergewicht, wenig Bewegung, Rauchen, einseitige Ernährung … man kann also einiges tun, um das Risiko zu verringern.“

Ein weiterer Lichtblick sei das neue Medikament Lecanemab, das seit April zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit im Frühstadium zugelassen ist. „Dieser Stoff baut die Ablagerungen im Gehirn ab, die sogenannten Amyloid-Plaques“, sagt Fließbach.

„Allerdings kommt das Medikament nur für einen Bruchteil der Betroffenen infrage: im Frühstadium und nur bei der Alzheimer-Demenz, bei der eine Protein-Ablagerung nachgewiesen wurde, aber nicht bei anderen Demenzformen.“ Außerdem gebe es eine Reihe von medizinischen Ausschlussgründen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie - jeden zweiten Donnerstag.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Trotz der Nebenwirkungen – es könne zu Hirnblutungen kommen – sei das Medikament „ein Meilenstein auf dem Weg in die richtige Richtung“. Allerdings könne man noch nicht von Heilung sprechen.

„Die Krankheit schreitet mit Lecanemab aber langsamer voran“, sagt der Experte. Daher sind vorbeugende Maßnahmen nach wie vor wichtig: „Entsprechend der Risikofaktoren hilft eine gesunde Lebensweise, Demenz vorzubeugen.“

Außer Ernährung und Bewegung sei vor allem auch der soziale Kontakt wichtig: Gespräche, Austausch, intellektuelle Anregungen. „Das macht das Gehirn widerstandsfähiger, weil sich dadurch das Netzwerk der Nervenzellen verdichtet. Sudoku und Kreuzworträtsel schadet zwar nicht, das trainiert das Gehirn jedoch nur sehr einseitig“, erklärt Fließbach.

Auch eine neue Studie macht Hoffnung: Bei einem Experiment in Wales ist ein Forscherteam zu dem Ergebnis gekommen, dass die Gürtelrose-Impfung mit einem abgeschwächten Lebendimpfstoff das Demenzrisiko über einen Zeitraum von sieben Jahren um rund 20 Prozent verringern konnte. Die medizinischen Zusammenhänge müssten aber noch weiter erforscht werden, so die Wissenschaftler.

Wie aber merkt man, ob jemand an Demenz erkrankt? „Den Schlüssel verlegen, einen Namen vergessen – das kennt wohl jeder von uns“, sagt der Fachmann. „Das sind nicht gleich Anzeichen für eine Demenzerkrankung.“ Sorgen müsse man sich machen, wenn die Person immer dasselbe fragt und wenn sie keine neuen Informationen aufnehmen kann. „Schillers Glocke kann sie noch aufsagen, aber was sie gestern im Fernsehen gesehen hat, weiß sie nicht mehr.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auch die räumliche Orientierung lasse stark nach – vor allem in fremder Umgebung finden sich die Betroffenen kaum noch zurecht. „Zudem beeinflusst der geistige Abbau den Alltag so stark, dass man ohne Hilfe Probleme hat, seinen Alltag zu bewältigen.“

Diagnostiziert werden könne die Demenz am besten von neurologischen oder psychiatrischen Fachleuten – zum Beispiel in einer Gedächtnisambulanz, die es in vielen Städten gibt. Dort können unter anderem mit dem Mini-Mental-Status-Test die kognitiven Störungen gut erfasst werden. Der Test beinhaltet 30 Fragen, die die räumliche und zeitliche Orientierung sowie die Fähigkeit zum Merken und Rechnen abbilden.

Aber auch der Uhrentest eignet sich, einer beginnenden Demenz auf die Spur zu kommen. „Er zeigt gut, wie es um das visuell-räumliche Vorstellungsvermögen steht“, sagt Fließbach.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Und so funktioniert der Test, den man zu Hause mit seinen Angehörigen machen kann:

  • Zeichnen Sie als Erstes einen Kreis auf ein Blatt Papier.
  • Geben Sie Ihrem Angehörigen das Blatt und erklären Sie ihm, dass der Kreis eine Uhr darstellt.
  • Nun soll er oder sie die fehlenden Ziffern von 1 bis 12 eintragen
  • und danach die Uhrzeit „zehn nach elf“ mit zwei Zeigern einzeichnen.

Die Auswertung erfolgt anhand verschiedener Kriterien, wie zum Beispiel, ob alle Ziffern vorhanden und richtig angeordnet sind, ob die Uhrzeit korrekt dargestellt wird und ob die Zeichnung insgesamt einen zusammenhängenden Eindruck macht.

Fließbach: „Der Uhrentest kann Hinweise auf eine mögliche Demenz liefern, ist aber nicht ausreichend für eine endgültige Diagnose.“

rnd

rnd

Ähnliche Nachrichten

Alle News
Animated ArrowAnimated ArrowAnimated Arrow