Öffentliche Apotheke: Erfolgreich in die Selbstständigkeit starten



Teilten ihre Erfahrungen und ihr Wissen (von rechts): Sebastian Pohlmann, Dr. Katharina Freischlad, Kathrin Luboldt, Philipp Bayerschen, Dr. Niklas Huber, Vanessa de Vries, Martin Bechtold und Silke Wolff. Moderiert hat PZ-Redakteurin Laura Rudolph (links). / © AVNR/Alois Müller
Um eine Apotheke erfolgreich zu übernehmen oder zu gründen, braucht es weit mehr Fähigkeiten, als sie im Studium oder dem PJ vermittelt werden. Aus diesem Grund luden auch in diesem Jahr die Apothekerkammer (AKNR) und der Apothekerverband Nordrhein (AVNR), die Deutschen Apotheker- und Ärztebank, die Treuhand Hannover Steuerberatung und Wirtschaftsberatung für Heilberufe GmbH sowie die ARZ Service GmbH zum Existenzgründer-Workshop ein.
Nach den Grußworten von AKNR-Vizepräsidentin Kathrin Luboldt blickte Dr. Katharina Freischlad, Vorstandsmitglied des AVNR, auf die aktuelle Situation der öffentlichen Apotheken. Erstmals sind diese in einem eigenen Kapitel im Koalitionsvertrag berücksichtigt. Neben der geplanten Honorarerhöhung und der Aufhebung des Skonto-Verbots soll auch die Gesundheitsprävention gestärkt werden.
»Am Beispiel des Konzepts Pharmacy first in Großbritannien lässt sich zeigen, wie auch Apotheken in Deutschland bei leichteren Beschwerden als erste Anlaufstelle im Gesundheitswesen eingebunden werden können«, sagte Freischlad. Dies sei auch insofern relevant, als die Zahl der pflegebedürftigen Menschen zukünftig rasant ansteigen werde. Auch mit einem Ausbau der pharmazeutischen Dienstleistungen und des Impfangebots könnten sich Apotheken weiterentwickeln.

Der Existenzgründer-Workshop war gut besucht. / © AVNR/Alois Müller
Die Frage, ob sie sich auch in der heutigen Zeit wieder selbstständig machen würde, beantwortete die Apotheker mit einem Ja: »Es bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit und Vielfalt – aber auch Druck, Verantwortung und Zeitaufwand.«
Einen persönlichen Einblick, warum er sich nach jahrelanger Tätigkeit außerhalb der Offizin dafür entschieden hat, eine Apotheke zu übernehmen, gab der Existenzgründer Dr. Niklas Huber. Nach dem Pharmaziestudium in Braunschweig und anschließender Promotion in Pharmazeutischer Technologie in Bonn war der Apotheker mehr als zehn Jahre in der pharmazeutischen Industrie tätig.
Jede Arbeitsstätte hat Vor- und Nachteile, betonte Huber. Was er an der Industrie nicht schätze, seien vor allem Fremdbestimmtheit und Druck »von oben und von unten« gewesen, der ihn als Arbeitnehmer in mittlerer Unternehmensposition betroffen habe. So entschloss sich Huber 2024, die Mohren Apotheke in Wuppertal zu übernehmen, »denn Leben heißt Veränderung«.
»Als Chef kann man Dinge selbst entscheiden, hat aber auch Verantwortung für seine Mitarbeiter«, sagte Huber. Er gab einige Tipps, was es vor dem Schritt in die Selbstständigkeit zu beachten gilt. »Man bindet beispielsweise sein Kapital. Und da muss man eine Familie haben, die mitspielt.« Der Apotheker riet, sich zur Unterstützung Netzwerke zu suchen: »Tun Sie sich kein Einzelkämpfertum an«.

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