Unnötige Arztbesuche und Notaufnahmen wegen kleinerer Probleme kosten den NHS jährlich 1,7 Milliarden Pfund

Würden Sie wegen eines geringfügigen Problems wie Reisekrankheit, Akne oder Bindehautentzündung in die Notaufnahme gehen? So verrückt es klingt, aber Tausende von Menschen tun genau das, wie neue Forschungsergebnisse zeigen. Trotz des enormen Drucks auf den NHS zeigt der jüngste Self-Care Census – die jährliche Umfrage des Verbrauchergesundheitsverbands PAGB zur Einstellung der Verbraucher zu geringfügigen Gesundheitsbeschwerden –, dass jeder Zehnte bei geringfügigen Beschwerden ein Krankenhaus aufsuchen würde.
Und was noch schlimmer ist: Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – damals gab jeder Zwölfte an, sich in der Notaufnahme behandeln zu lassen. Die Umfrage zeigt, dass Muskelzerrungen und -zerrungen (6 %), Probleme mit der Antibabypille (6 %) und Mittelohrentzündungen (5 %) am häufigsten zu einem Besuch in der Notaufnahme führen. Weitere Beschwerden in den Top 10 sind Allergien wie Heuschnupfen, Akne, Reisekrankheit, Harnwegsinfektionen, Hämorrhoiden, Bindehautentzündungen und Geschwüre.
Apotheker Mark Burdon, Berater der PAGB, sagt: „Es wird immer Grauzonen geben, etwa bei der Unterscheidung zwischen einer schweren Muskelzerrung und einem Knochenbruch. Es ist jedoch beunruhigend, dass so viele Menschen die Notaufnahme immer noch als erste Anlaufstelle für Probleme betrachten, die mit rezeptfreien Produkten schneller und bequemer behandelt werden könnten.“
Bei kleineren Beschwerden sollte die Apotheke immer Ihre erste Anlaufstelle sein – wir haben das Fachwissen und die Zeit, Sie zu den am besten geeigneten Behandlungen zu beraten. Bei schwerwiegenderen Beschwerden, die einen Arzttermin erfordern, überweisen wir Sie gerne an einen Hausarzt zurück. So weiß die Rezeption, dass Sie mehr als nur Selbstbehandlung benötigen.
Und die potenziellen Einsparungen für den NHS sind enorm. Ein Bericht von Frontier Economics schätzt, dass jedes Jahr mindestens 25 Millionen Arztbesuche und fünf Millionen Notarztbesuche für selbstbehandelbare Krankheiten nötig sind – was dem NHS Kosten von 1,7 Milliarden Pfund verursacht.
Michelle Riddalls OBE, CEO der PAGB, ergänzt: „Selbstfürsorge ist eine wesentliche Säule des britischen Gesundheitssystems. Sie ermöglicht es nicht nur, selbst mit kleineren Beschwerden umzugehen, sondern trägt auch entscheidend dazu bei, die Belastung der Primärversorgung zu reduzieren.“ Warum also gehen so viele Menschen wegen kleinerer Beschwerden in die Notaufnahme oder suchen einen Hausarzttermin, wenn sie sich für Selbstfürsorge entscheiden könnten?
ACHTUNG: VERTRAUENSLÜCKEDie Self-Care-Volkszählung von 2025 offenbart eine merkwürdige Vertrauenslücke zwischen den Generationen: Jüngere Erwachsene suchen mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit einen Termin beim Hausarzt auf, wenn es um eine selbst behandelbare Erkrankung geht, als die über 65-Jährigen.
So suchte beispielsweise fast jeder Zehnte (9 %) der 18- bis 24-Jährigen wegen einer verstopften Nase einen Arzttermin auf, verglichen mit nur 3 % der älteren Erwachsenen. Jüngere Erwachsene suchten zudem dreimal häufiger einen Hausarzt wegen Heuschnupfen und anderen Allergien auf als die über 65-Jährigen.
Ein Faktor für diese Generationenkluft dürfte das Vertrauen sein, das jüngere Erwachsene in soziale Medien setzen: Zwei von fünf der 25- bis 34-Jährigen betrachten diese als vertrauenswürdige Quelle. Dennoch sind viele dieser Plattformen voller Fehlinformationen – ein Phänomen, das Experten als „Infodemie“ bezeichnen.
In einem im letzten Jahr veröffentlichten Artikel hieß es: „Das Fehlen von Maßnahmen zur Überprüfung der Richtigkeit und Authentizität hat zu Randmeinungen, Desinformation und Fehlinformationen geführt.“ Und er warnte: „Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich Falschinformationen auf Social-Media-Plattformen schneller verbreiten als Fakten, obwohl sie ein Potenzial zur Gesundheitserziehung haben.“
DER AUFSTIEG DER CYBERCHONDRIEApotheker Mark Burdon, der die Auswirkungen dieser Fehlinformationen kennt, sagt: „Eine weitere Herausforderung ist die Cyberchondrie, die Krankheitsangststörung, die durch übermäßige Online-Suche nach Gesundheitsinformationen gekennzeichnet ist. Dies kann dazu führen, dass Patienten sich einreden, ihre Kopfschmerzen seien in Wirklichkeit ein Hirntumor oder Verdauungsstörungen ein drohender Herzinfarkt.“
In einem Forschungsbericht heißt es: „Dies betrifft Patienten, die häufig mit geringfügigen Beschwerden zu uns kommen.“
Und die Forscher warnen: „Angesichts der zunehmenden Verbreitung des Internets und der potenziell negativen Auswirkungen von Online-Gesundheitssuchen wird Cyberchondrie wahrscheinlich eine zunehmende Belastung für die öffentliche Gesundheit darstellen.“
Eine aktuelle Studie ergab, dass zwei Drittel der TikTok -Nutzer über soziale Medien nach Gesundheitsinformationen suchen. 92 % gaben an, dass ihnen Gesundheitsinhalte in ihren Feed gepusht wurden. Knapp mehr als die Hälfte gab an, auf der Plattform auf Fehlinformationen gestoßen zu sein.
Die Self-Care-Volkszählung 2025 bestätigt, dass sich zwei von fünf Befragten von der Menge der online verfügbaren Gesundheitsinformationen überfordert fühlen. Knapp die Hälfte möchte mehr darüber erfahren, wie man gefälschte Gesundheitsnachrichten und -informationen erkennt. Positiv ist, dass vier von fünf Personen, die nach Gesundheitsinformationen suchen, die Website oder App des NHS nutzen, und 62 % nutzen Websites rezeptfreier Marken, um vertrauenswürdige Gesundheitsberatung zu erhalten.
BILDUNG, BILDUNG, BILDUNG„Die Ergebnisse der diesjährigen Volkszählung sind eine deutliche und realistische Erinnerung daran, dass die nationale Botschaft der Selbstfürsorge seit der Pandemie an Bedeutung verloren hat“, sagt Michelle. „Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Bereitschaft der Verbraucher zur Selbstfürsorge und den tatsächlichen Maßnahmen, die sie ergreifen.“
Sie fügt hinzu: „Wir brauchen Initiativen wie eine landesweite, in regelmäßigen Abständen durchgeführte Sensibilisierungskampagne, um das Verständnis der Menschen für die Selbstfürsorge und die Möglichkeiten, die sie dazu nutzen können, zu verbessern.“
Die Self-Care-Volkszählung ergab auch, dass jüngere Erwachsene nicht wissen, dass Apotheken die schnellste und zugänglichste Erstversorgung bieten. Zwei Drittel der 18- bis 24-Jährigen wurden an einen Apotheker verwiesen, als sie versuchten, einen Termin beim Hausarzt zu vereinbaren oder die NHS-Notrufnummer 111 anriefen. Mark betont: „Apothekendienste bieten eine Versorgung näher am Wohnort und tragen so dazu bei, unnötige Arzt- und Krankenhausbesuche zu reduzieren.“
„Sie sind außerdem eine wichtige Erinnerung daran, dass man sich nicht allein um seine Gesundheit kümmern muss – man kann auch die Unterstützung und Beratung anderer in Anspruch nehmen, zum Beispiel von erfahrenen Apothekenteams.“
Apothekenschließungen zwingen Patienten zudem dazu, Hausärzte und Notaufnahmen aufzusuchen. 15 % der Befragten gaben an, dass in den letzten zwölf Monaten eine Apotheke in ihrer Nähe geschlossen wurde, und 59 % der Betroffenen berichten, dass es schwieriger geworden sei, Beratung zu erhalten. Infolgedessen gibt ein Drittel der von Apothekenschließungen Betroffenen an, nun stattdessen ihren Hausarzt aufzusuchen.
Der Bericht weist aber auch auf eine einfache Lösung hin, um den Druck auf den NHS zu verringern: 49 % der Verbraucher geben an, dass sie einer Website oder Online-Ressource mehr Vertrauen entgegenbringen würden, wenn diese über eine Empfehlung auf der NHS-Website oder -App käme.
Vier von fünf Befragten gaben an, dass sie eine akkreditierte Website eher nutzen würden, wenn diese einen Selbsthilfebereich mit einem Symptomchecker und Informationen zu rezeptfreien Arzneimitteln enthielte, und die Hälfte meinte, dass dies wahrscheinlich dazu beitragen würde, ihre Besuche bei einem Hausarzt oder anderen Gesundheitsdienstleistern zu reduzieren.
Daily Express