Gesundheit. Warum schwächt Stress das Immunsystem?

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie sich in Zeiten mehr oder weniger starken psychischen Stresses oft eine Erkältung einfangen? Oder sich mit jedem Virus anstecken, der gerade im Umlauf ist? Dieser berühmte Stress ist nicht unschuldig! Und das aus gutem Grund: Er schwächt unsere Immunabwehr, die wahre Schutzwehr gegen Viren und andere Bakterien.

Akuter Stress führt tatsächlich zur Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin, zwei Neurotransmittern, die wiederum die Funktion der NK-Lymphozyten (Natural Killer) oder natürlichen Killerzellen verändern. In diesem Fall von Viren und Bakterien!

Zielrezeptoren

Die wissenschaftliche Erklärung kam 2020 dank der Arbeit eines französischen Teams des Inserm und des CNRS unter der Leitung von Sophie Ugolini (Inserm – Marseille-Luminy Immunology Center). Die Forscher beobachteten bei Mäusen eine Stimulation der β2-adrenergen Rezeptoren durch Stresshormone.

Und genau diese Rezeptoren gelten als schuldig an der Schwächung des Immunsystems. Tatsächlich hemmen sie die Reaktion bestimmter Zellen, der NK-Zellen. Die Folge: Je mehr β2-Rezeptoren vorhanden sind, desto weniger effektiv sind die NK-Zellen. Sie werden daran gehindert, „einen bestimmten Zytokintyp zu produzieren, der für die Eliminierung von Viren erforderlich ist“, so der Wissenschaftler weiter.

Eine Behandlung?

Diese Entdeckung eröffnet potenzielle Therapieansätze: „Durch gezieltes Einwirken auf den β2-adrenergen Rezeptor wäre es in bestimmten pathologischen Zusammenhängen tatsächlich möglich, die durch Stress verursachte Immunbremse zu lösen“, so Sophie Ugolini. Bis dahin besteht die Herausforderung vor allem darin, die verfügbaren Hebel zur Stressreduzierung zu nutzen: Atmung, Meditation, gute Schlafhygiene und sogar körperliche Aktivität.