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Abwasserstudie: Tschechien ist europäischer Meth-Hotspot

Abwasserstudie: Tschechien ist europäischer Meth-Hotspot

Die EU-Drogenagentur führt eine jährliche Abwasseranalyse durch. Die tschechische Hauptstadt Prag führt die europäische Rangliste für Methamphetamin an, so eine im März veröffentlichten Studie, bei der 128 Städte in 26 Ländern analysiert wurden.

Im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten wies Prag die höchste Pro-Kopf-Belastung mit Methamphetamin auf. Der Studie zufolge wurden 629 Milligramm pro 1.000 Einwohner und Tag nachgewiesen – fast doppelt so viel wie im Jahr 2021.

Auf nationaler Ebene wurde Prag nur von Ostrava der drittgrößten Stadt Tschechiens übertroffen. Dort wurden 914 Milligramm Methamphetamin nachgewiesen. Auch in kleineren Städten wie Karlsbad ist der Konsum gestiegen.

Methamphetamin ist eine synthetisch hergestellte, stark süchtig machende Substanz, die den Schlaf stört, Appetit unterdrückt und schwere körperliche und geistige Erschöpfung verursachen kann. Langfristiger Konsum wird mit kognitiven Beeinträchtigungen, Psychosen und schweren sozialen Folgen in Verbindung gebracht.

Der Drogenkonsum in der Tschechischen Republik und in ganz Europa ist nach einem Einbruch während der Covid-Pandemie wieder angestiegen, wie aus der Abwasseranalyse 2024 hervorgegangen. Unter den EU-Hauptstädten belegte Prag bei Cannabiswerten den vierten und bei den Kokainwerten den siebten Platz.

Experten führen den tschechischen Meth-Trend auf eine lange Tradition der Heimproduktion zurück, die bis in die kommunistische Ära zurückreicht. Die traditionelle Produktion in kleinem Maßstab setzte sich in den 1990er Jahren und bis in die Gegenwart fort und entwickelte sich zu einem dezentralisierten Netz von Kleinproduzenten, die häufig sowohl Konsumenten als auch Produzenten bleiben.

„Früher wurde es für den persönlichen Gebrauch hergestellt. Erst in den letzten Jahrzehnten ist es zu einer Handelsware geworden“, sagte Jindřich Vobořil, ein führender tschechischer Experte für Suchtpolitik, gegenüber der tschechischen Onlinemedium Deník Referendum.

Kleine und zahlreiche Meth-Labore

Der tschechischen Polizei zufolge wurden im Jahr 2023 insgesamt 189 Meth-Labore aufgedeckt – die meisten davon waren klein und über das ganze Land verstreut. Größe Meth-Labore sind den Polizeidaten zufolge zunehmend ins Ausland verlagert worden.

Die tschechischen Behörden bemühen sich verstärkt um die Bekämpfung der Drogenproduktion, aber die Durchsetzung bleibt eine Herausforderung.

Tschechischen Medien berichteten im letzten Monat die Verhaftung mehrerer Produzenten. Durch die dezentrale Natur der Produktion bleibt es schwierig, hart durchzugreifen.

Tschechien baut außerdem die auf Drogenkonsumenten zugeschnittenen Dienste zur Schadensminimierung und Behandlung aus.

Im Rahmen des suchtpolitischen Aktionsplans für 2023-2025 will die Regierung die Kapazität bestehender Substitutionsbehandlungsprogramme erhöhen und die Entwicklung neuer Programme unterstützen.

Dazu gehört auch die Prüfung pharmakologischer Behandlungsmöglichkeiten für Methamphetamin- und Cannabisabhängige. Ziel ist es, eine gezieltere, evidenzbasierte Behandlung anzubieten und gleichzeitig die langfristigen gesundheitlichen und sozialen Folgen des Drogenkonsums zu verringern.

(de, kn)

euractiv

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