»Versorgungssicherheit gefährdet«: Sandoz warnt vor Ratiopharm-Ausstieg bei Tamoxifen

 
 Sandoz befürchtet, dass ein Tamoxifen-Marktausstieg von Teva die Marktvielfalt sowie die Diversifizierung der Lieferketten für den Arzneistoff eingeschränkt würde. / © Imago Images/Roland Mühlanger
In den vergangenen Tagen wurde publik, dass das Pharmaunternehmen Ratiopharm in Erwägung zieht, das Brustkrebsmedikament Tamoxifen vom Markt zu nehmen. Zwar sei eine endgültige Entscheidung zu Tamoxifen noch nicht getroffen, aber »unter den derzeitigen Preis- und Marktbedingungen sei das Produkt für uns wirtschaftlich kaum noch tragfähig«, erklärte eine Sprecherin gegenüber der PZ.
Wenn Teva aus dem Markt aussteigt, bleiben noch drei Hersteller für Tamoxifen: die beiden großen Unternehmen Sandoz und Aliud Pharma sowie Viatris mit kleinerem Marktanteil.
Sandoz hat nun auf eine PZ-Anfrage reagiert. Eine Sprecherin erklärte gegenüber der PZ, dass »ein möglicher Ausstieg von Teva würde die Versorgungssicherheit gefährden und die notwendige Marktvielfalt sowie die Diversifizierung der Lieferketten für Tamoxifen einschränken« würde.
Im Umkehrschluss würden weniger Hersteller eine mangelnde Resilienz des deutschen Marktes und eine erhöhte Anfälligkeit für Versorgungsengpässe bedeuten, »wie wir bei Tamoxifen bereits 2022 erlebt hatten«, so die Sprecherin weiter. »Damals haben wir für Tamoxifen eine Sonderproduktion eingeschoben und den Engpass abgefangen. Mit einem Marktanteil von über 70 Prozent haben wir die Versorgung nahezu allein sichergestellt – ein Monopol wider Willen.« Nachdem hier aber keine Korrektur der Politik stattgefunden hätte und die ruinösen Rabattverträge weitergeführt worden seien, habe das Unternehmen seine Kapazitäten bereits 2024 auf ausländische Märkte ausrichten müssen.
Laut der Sandoz-Sprecherin habe Andreas Burkhardt deutlich gemacht, warum Teva den Marktausstieg erwägt: Die Rahmenbedingungen für Hersteller hätten sich seit dem Engpass 2022 nicht verbessert. »Die Wirtschaftlichkeit bei der Arzneimittelproduktion – konkret bei Tamoxifen – ist nicht gegeben. Wenn Hersteller die Herstellungskosten nicht abbilden können, sind sie gezwungen aus dem Markt auszusteigen. Am Ende sind die Patient*innen die Leidtragenden«, erklärte die Sprecherin.
Ein Rückzug von Teva würde eine spürbare Lücke hinterlassen, die von Sandoz und den anderen beiden Herstellern aufgefangen werden müsste. »Tamoxifen wird über Rabattverträge ausgeschrieben – ob Sandoz das zusätzliche Volumen übernehmen könnte, müsste komplett neu intern evaluiert werden. Unsere Produktionskapazitäten sind voll ausgelastet und die Herstellung von Arzneimitteln langfristig eingeplant.« Die Sprecherin warnt: »Versorgung von Brustkrebspatient*innen wäre definitiv gefährdet – wie bereits 2022. Es gibt aktuell kaum ein Unternehmen in Deutschland, das im Falle eines Produktionsengpasses kurzfristig einspringen und den Markt allein versorgen könnte.«
Sandoz sei für den deutschen Markt nicht länger der Hauptversorger, da der Konzern seine Produktionskapazitäten verstärkt auf internationale Märkte ausgerichtet habe und Deutschland nur noch in begrenztem Umfang beliefere. »Wir vertreten jedoch weiterhin die klare Position: Eine stabile Versorgung sollte auf mehreren Schultern verteilt sein. Nur so lässt sich die Resilienz des Systems langfristig sichern.«

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