Medizinische Untersuchungen: Datenbank über Opfer von NS-Forschung veröffentlicht


Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien. Gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft hat sie jetzt ein Projekt zur Aufarbeitung der NS-Zeit vorgestellt. / © IMAGO/imagebroker
Eine neue Online-Datenbank soll die Schicksale der Opfer erzwungener medizinischer Untersuchungen während der Zeit des Nationalsozialismus sichtbar machen. Die Sammlung enthalte Tausende Profile von Opfern und mutmaßlichen Opfern, teilten die Max-Planck-Gesellschaft und die Nationale Akademie der Wissenschaften mit. Sie stellten die Datenbank gemeinsam vor.
Insgesamt seien in der Datenbank Profile von rund 16.000 Menschen zu finden, die nachweislich zum Opfer von NS-Zwangsforschung – unter anderem medizinischen Experimenten in Konzentrationslagern – geworden sind. Zudem seien mehr als 13.000 Profile von Menschen dort eingepflegt worden, bei denen die Forschung noch nicht abgeschlossen sei.
Mit der Online-Datenbank soll eine Grundlage für weiterführende Studien und Analysen geschaffen werden, teilten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit. Teile von ihr sind auch für Privatpersonen zugänglich. So sind Namen und Lebensdaten der Opfer öffentlich einsehbar. Für die Öffentlichkeit solle das Gedenken an die Menschen im Vordergrund stehen, hieß es bei der Vorstellung der Datenbank.
Außerdem werden einzelne Schicksale an ausgewählten Menschen beispielhaft verdeutlicht. Wer für Forschung oder Recherche weiterführende Informationen – etwa Angaben zur Kranken- oder Verfolgungsgeschichte einzelner Opfer – haben möchte, könne diese beantragen, hieß es. Auf Antrag könnten auch Angehörige gesamte Datensätze zu ihren Verwandten bekommen.
Grundlage für die Datenbank sind Forschungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Oxford Brookes University. Außerdem stützt sie sich auf Ergebnisse eines Forschungsprojekts der Max-Planck-Gesellschaft, das sich mit Hirnforschung während der NS-Zeit befasste. Nach Angaben der Max-Planck-Gesellschaft hat sie seit 2017 drei bis vier Millionen Euro für das Projekt bereitgestellt.
Die 1652 gegründete Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat ihren Sitz in Halle (Sachsen-Anhalt) und vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien. Zur Max-Planck-Gesellschaft gehören 84 Institute und andere Einrichtungen, die Grundlagenforschung in den Natur-, Lebens-, Geistes- und Sozialwissenschaften betreiben.

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