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Gesundheitsversorgung in Deutschland: Umfrage zeigt Mangel an Fachärzten und Probleme auf dem Land

Gesundheitsversorgung in Deutschland: Umfrage zeigt Mangel an Fachärzten und Probleme auf dem Land

Wie steht es um die Gesundheitsversorgung in Deutschland? In welchen Bereichen gibt es den größten Verbesserungsbedarf? Wie gut sind die Leistungen der Krankenkassen und -versicherungen? Gibt es genügend Fachärztinnen und Fachärzte vor Ort? Und: Sind Kliniken im Notfall schnell erreichbar?

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Diese und weitere Fragen haben wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in unserem Gesundheitskompass gestellt. Vom 15. August bis 21. September waren die Online-Fragebögen freigeschaltet. Mehr als 25.000 Leserinnen und Leser – davon 61 Prozent Frauen und 39 Prozent Männer – haben sie anonym ausgefüllt. Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, geben aber einen guten Überblick darüber, wie die Leserinnen und Leser regionaler Medien über die Gesundheitsversorgung in Deutschland denken.

Die Mehrheit der Befragten bewertet das Gesundheitssystem in Deutschland als durchschnittlich bis gut. Nur 19 Prozent halten die Versorgung für „eher schlecht“, rund 5 Prozent sogar für „sehr schlecht“.

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Den größten Verbesserungsbedarf sehen die rund 25.000 Umfrage-Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der medizinischen Versorgung auf dem Land. Auf den nachfolgenden Rängen stehen die gleichwertige Versorgung von gesetzlich und privat Versicherten, die Pflege, die Personalausstattung der Klinken und die fachärztliche Versorgung.

Heraus stechen die 18- bis 29-Jährigen: Sie halten neben den Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen und der medizinischen Versorgung auf dem Land die psychologische Gesundheitsversorgung für eine große Baustelle, etwa wegen mangelnder Therapieplätze. Bei dieser Altersgruppe zeigt sich über den gesamten Fragebogen hinweg ein starker Fokus auf die psychische Gesundheit. Bei den über 60-Jährigen landet die psychologische Gesundheitsversorgung hingegen auf den hinteren Rängen.

Befragte, die selbst im Gesundheitswesen tätig sind, sehen nach der medizinischen Versorgung auf dem Land die Arbeitsbedingungen als zweitgrößte Baustelle an – gefolgt von der Personalausstattung der Kliniken. Auch die Pflege landet bei ihnen auf den oberen Rängen.

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Aller Baustellen zum Trotz fühlt sich rund die Hälfte der Befragten im Krankheitsfall gut versorgt. Nur etwa 18 Prozent sind anderer Meinung. Der Aussage, dass alle Menschen in Deutschland gleich gut medizinisch versorgt werden, stimmen aber nur 20 Prozent zu – sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands.

Einig sind sich die Befragten auch beim assistierten Suizid und bei der Organspende. Mehr als die Hälfte befürwortet niedrigere Hürden für die Sterbehilfe und eine Widerspruchslösung für die Organspende (das heißt, jeder und jede ist Spender oder Spenderin, solange dem nicht widersprochen wird). Während die Sterbehilfe gerade die Älteren bewegt – bei den über 60-Jährigen sind rund 72 Prozent für niedrigere Hürden -, ist das Thema Organspende gerade in den jüngeren Altersgruppen von Relevanz. Rund 62 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sind für die Widerspruchslösung.

Verunsicherung herrscht dagegen bei der elektronischen Patientenakte, der ePa. Sie ist dieses Jahr für alle gesetzlich Versicherten eingeführt worden – als digitaler Sammelordner für medizinische Informationen wie Arztbriefe, Befunde, Diagnosen, Impfbücher oder Zahnbonushefte. Nur etwa ein Drittel aller Befragten hat die ePa überzeugt, in etwa genauso viele sind weiterhin skeptisch. Rund jeder Vierte ist dagegen unschlüssig, was das Potenzial der Anwendung angeht.

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Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass sich die medizinische Versorgung bei ihnen vor Ort in den vergangenen Jahren verschlechtert hat – teilweise sogar deutlich. Gerade einmal sieben Prozent sagen, dass sich die Situation verbessert hat.

Besonders die Versorgung durch Fachärztinnen und Fachärzte wird von vielen als schwierig eingestuft. 66 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden erleben, dass Facharztpraxen keine neuen Patientinnen und Patienten aufnehmen. Auch eine zeitnahe Terminvergabe ist schwierig. Knapp 68 Prozent der gesetzlich Versicherten, die an der Befragung teilgenommen haben, stimmen der Aussage „Ich erhalte einen Facharzttermin innerhalb von vier Wochen“ gar nicht zu. Bei den Privatversicherten sind es dagegen nur 30 Prozent.

Die Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten wird insgesamt positiv bewertet. In einigen Regionen gibt es jedoch bei den Neuaufnahmen Verbesserungsbedarf. Vor allem in Thüringen: Dort stimmen 54 Prozent der Befragten der Aussage „Es gibt genügend Hausarztpraxen, die neue Patientinnen und Patienten aufnehmen“ gar nicht zu. Zum Vergleich: Im Saarland sind es 13 Prozent.

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Positiv wahrgenommen wird hingegen das Apothekenangebot. Rund 88 Prozent der Befragten sind mit dem Angebot in ihrer Region zufrieden. Und auch die Krankenhausversorgung überzeugt die Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Etwa 40 Prozent sind zufrieden, 20 Prozent zumindest teilweise. Rund jeder Vierte ist dagegen unzufrieden mit der Krankenhausversorgung in seiner Region.

Welche Fachärztin oder welcher Facharzt fehlt in Ihrer Region? Auf diese Frage haben die meisten Umfrage-Teilnehmenden mit „Hautarzt“ geantwortet – knapp 48 Prozent. Auf den nachfolgenden Rängen kommen Augenarzt (39 Prozent), Psychologe (39 Prozent), Orthopäde (33 Prozent) und Kardiologe (31 Prozent).

Das Ranking der fehlenden Fachärztinnen und Fachärzte unterscheidet sich gerade in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen. Da landet auf Platz eins der Psychologe (46 Prozent), was noch einmal das Bewusstsein der Jüngeren für die mentale Gesundheit untermauert. Es folgen Hautarzt (43 Prozent), Frauenarzt (27 Prozent) und Neurologe (26 Prozent).

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Während es an Facharztpraxen in vielen Regionen mangelt, wird die hausärztliche Versorgung insgesamt als gut bewertet. Praxen seien gut erreichbar, Termine zeitnah erhältlich, Überweisungen kein Problem, die Arbeit der Hausärztinnen und Hausärzte gewissenhaft und gründlich. Auch das Gefühl, zu individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) gedrängt zu werden, verspüren nur sehr wenige Befragte – gerade einmal 14 Prozent.

Einziger Wermutstropfen sind die Wartezeiten in den Hausarztpraxen. Für etwa 29 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden sind sie zu lang, rund 33 Prozent stimmen dem zumindest teilweise zu. Unter den 18- bis 29-Jährigen wird vor allem die Aufklärung zu Vorsorgeuntersuchungen kritisch gesehen: Rund 44 Prozent fühlen sich nicht gut informiert. Auch auf Impfungen würden Hausärztinnen und Hausärzte nicht regelmäßig hinweisen, sagt knapp die Hälfte der Befragten in dieser Altersgruppe.

Von den insgesamt 25.000 Befragten gaben knapp 3700 an, dass sie Kinder (bis 18 Jahre) haben. Sie nehmen die medizinische Versorgung von Kindern in Deutschland insgesamt positiv wahr. Für 61 Prozent der Befragten ist die nächste Kinderarztpraxis gut erreichbar, für 55 Prozent auch die nächste Geburtsklinik. Auch eine schnelle Terminvergabe sei kein Problem, sagen 51 Prozent der Eltern.

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Allerdings zeigt sich hier ein ähnliches Bild wie bei den Fachärztinnen und Fachärzten. Neue Patientinnen und Patienten aufzunehmen, ist oftmals ein Problem. Darüber berichten 47 Prozent der Befragten.

Mit unserem Gesundheitskompass haben wir auch einen Fokus auf die Frauengesundheit gelegt. Rund 15.200 Frauen haben hierzu Fragen beantwortet. Grundsätzlich wünschen sich die Befragten mehr Aufmerksamkeit für das Thema (68 Prozent). Sie selbst fühlen sich schon jetzt mehrheitlich gut über frauenspezifische Gesundheitsfragen, etwa zu Wechseljahren oder Menstruation, informiert. Nur 20 Prozent sehen das anders. Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen findet zudem frauenspezifische Medizinprodukte wie Tampons oder Schwangerschaftstests zu teuer.

Ein gesundheitsgerecht gestalteter Arbeitsplatz kann langfristig dabei helfen, Beschwerden wie Rücken- und Nackenschmerzen vorzubeugen. Etwa 44 Prozent der Befragten haben einen solchen „gesunden“ Arbeitsplatz; 25 Prozent zumindest teilweise. Die Mehrheit der Teilnehmenden hat zudem ausreichende Pausen und Erholungsmöglichkeiten und ist flexibel, Arzttermine während der Arbeitszeit wahrzunehmen. Auch gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Sportkurse unterstützen die meisten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber.

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Etwa 37 Prozent der Befragten geben an, dass sich die Arbeitsbelastung negativ auf ihre Gesundheit auswirkt. 28 Prozent stimmen dem zumindest teilweise zu. Bei denjenigen, die im Gesundheitswesen tätig sind, sind es sogar 41 Prozent, die negative Auswirkungen der Arbeitsbelastung spüren. Sie sind tendenziell auch weniger flexibel bei Arztterminen und haben weniger Pausenmöglichkeiten.

Insgesamt wird die psychische Gesundheit im beruflichen Umfeld weniger ernst genommen als die körperliche. 45 Prozent der Befragten sagen, dass ihre Arbeitgeberin oder ihr Arbeitgeber für ihre körperliche Gesundheit Verständnis zeigt. In Hinblick auf die psychische Gesundheit sind es nur 34 Prozent, die dem zustimmen.

Die Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer achten sehr auf ihre Gesundheit. Rund 71 Prozent legen Wert auf eine gesunde Ernährung, fast genauso viele auf einen ausreichenden und erholsamen Schlaf. Etwa 73 Prozent nehmen regelmäßig medizinische Gesundheitschecks oder Vorsorgeuntersuchungen wahr. Zeit für Sport nehmen sich immerhin 62 Prozent der Befragten.

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Von den mehr als 25.000 Teilnehmenden würden 27 Prozent ihren Gesundheitszustand als „gut“ beschreiben; 6 Prozent sogar als „sehr gut“. Dennoch gibt es Faktoren, die die Gesundheit der Befragten belasten – allen voran: akute oder chronische Erkrankungen (41 Prozent). Auf den weiteren Rängen folgen Stress (38 Prozent), Ängste und Sorgen (37 Prozent), Schlafmangel (29 Prozent) und zu wenig Bewegung (28 Prozent).

Stress ist insbesondere unter Frauen (43 Prozent), den 18- bis 59-Jährigen (61 Prozent) und denjenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten (46 Prozent), die größte Belastung. Ängste und Sorgen dominieren dagegen unter denjenigen, die Arbeit suchen oder erwerbslos sind (61 Prozent). In der Altersgruppe 60+ sind eher akute oder chronische Erkrankungen das Problem (46 Prozent).

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